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Venture Debt - Was du über die Finanzierungsform wissen solltest

20.07.2022 | Nathalie Wiegand

Startups haben aufgrund ihres hohen Wachstumseifers einen stetigen Kapitalbedarf zu stillen. Die Wahl der Finanzierungsart kann mitentscheidend für den Erfolg sein und die Schnelligkeit des Wachstums beschleunigen. Neben Eigenkapital gibt es mit “Venture Debt” eine spannende Komponente, die hierfür in Frage kommen kann. 

In diesem Artikel geben wir eine Einführung in das Thema Venture Debt. 

Was genau ist Venture Debt? 

Bei Venture Debt (auch Venture Loan) handelt es sich um Fremdkapital, welches häufig als Darlehen vergeben wird. Diese Form der Finanzierung wurde für wachstumsstarke Unternehmen konzipiert, die noch keine Gewinne erzielen und institutionelle Investoren im Cap Table vorweisen können. Die Gestaltung der Vertragsbestandteile ist komplex, da neben Komponenten wie Laufzeit, Zinsen und vorzeitiger Rückzahlung meist auch individuelle Vereinbarungen zu Gewinn-Partizipation (Equity Kicker), Optionsrechte (Warrants), bestimmten Auflagen (Covenants) sowie sonstige Gebühren getroffen werden. 

Worin liegen Chancen durch den Einsatz von Venture Debt?

Durch den gezielten Einsatz von Venture Debt kann die Cash Runway verlängert, Umsatz oder Margen gesteigert, die Reichweite und Markenbekanntheit vergrößert und die Dauer bis zur nächsten Kapitalrunde gestreckt werden. Der Zeitpunkt für die kommenden Kapitalrunde kann dadurch freier gewählt werden, wodurch individuelle Branchen- oder saisonale Einflüsse des Startups berücksichtigt werden können. Diese Punkte können sich im Hinblick auf die Bewertung oder sonstiger Vertragsbestandteile positiv auf die eigene Verhandlungsposition auswirken. 

Nicht zu vernachlässigen sind darüber hinaus die Vorteile durch die Partnerschaft an sich. Die Venture Debt Provider verfügen über langjähriges Wissen und meist über wertvolle Kontakte. Durch ein wertschätzendes Miteinander auf Augenhöhe können Netzwerkeffekte und Erfahrungswerte zu einem Erfolgsfaktor werden.

Welche Vor- und Nachteile hat Venture Debt?

Einer der entscheidendsten Vorteile gegenüber Eigenkapital sind die deutlich geringeren Kapitalkosten, denn Gründer:innen geben zwar im Falle der Vereinbarung eines Equity Kickers Gesellschaftsanteile ab, dies jedoch in einem wesentlich geringeren Ausmaß als es im Zuge der Aufnahme von Eigenkapital der Fall ist. Die Abgabe der Anteile steht hier nicht im Mittelpunkt. Der Venture Loan ist im Vergleich zu Eigenkapital darauf ausgelegt, dass er vollständig zurückgeführt wird und ein Sollzinssatz zu entrichten ist.

Bei der Abwägung, inwiefern Venture Debt ein passendes Finanzierungsinstrument darstellen kann, ist stets die individuelle Situation des Startups zu berücksichtigen und zu beachten, dass Fremdkapital zurückgezahlt werden muss. 

Sind Financial Covenants (Kennzahlen) als einzuhaltende Kriterien vereinbart worden, kann die Nichterreichung dieser, zu einem Sonderkündigungsrecht mit vorzeitiger Rückzahlung führen. Aufgrund des Risikocharakters dieses Finanzierungsinstruments ist die Ausgestaltung der Verträge komplex, wodurch ein Vergleich mehrerer Angebote herausfordernd und zeitintensiv ist. Grundsätzlich ist die Hinzunahme von spezialisierten Beratern empfehlenswert. 

Wie bereiten sich Start-ups auf Venture Debt am besten vor? 

Die meisten Start-ups werden künftig weiteres Kapital benötigen, um geplante Wachstumsziele zu erreichen. Im Optimalfall kann dies eine Kombination aus Eigen- sowie Fremdkapital in Form von Venture Debt sein. Mögliche Einstiegskriterien sind:  

  • eine geordnete Zahlen- und Datenbasis,
  • aussagekräftige Reports und qualitative Ertrags- und Cashflow-Planungen,
  • etablierte Geschäftsstrategie mit Produkt-Markt-Akzeptanz,
  • ein diversifiziertes Kundenportfolio,
  • Planungstreue,
  • skalierfähige Prozesse und Ressourcen sowie
  • institutionelle Investoren im Cap Table

Die optimale Vorbereitung umfasst frühzeitige Implementierung geordneter Finanzprozesse und -strukturen, um die Qualität der wirtschaftlichen Zahlen zu verbessern und Professionalität in der Planung zu fördern. Ein sinnvoller Einsatz von Tools verschafft Ressourcen, wirkt sich positiv auf die Qualität aus und zeigt ein skalierfähiges Setup. Die Aktualität von Unterlagen wie Pitch Deck, Ertrags- und Liquiditätsplanung, betriebswirtschaftliche Auswertung, Summen- und Saldenliste sowie Cap Table sind Voraussetzung für eine reibungslose Verhandlung. 

Erfahrungswerte zeigen, dass mit steigendem Unternehmensalter die Ansprüche an Detaillierungsgrad und Aussagekraft der Unterlagen steigen und ein frühzeitiges Kennenlernen der künftigen Kapitalgeber vorteilhaft ist. Durch eine gute Vorbereitung auf die Detailprüfung innerhalb der Due Diligence kann das Startup einerseits eine gewisse Reife und Professionalität widerspiegeln und andererseits das Ergebnis der Verhandlung positiv beeinflussen. 

Eine Partnerschaft mit einem Venture Debt Provider wird häufig über mehrere Jahre bestehen, weshalb eine vertrauensvolle Partnerschaft auf Augenhöhe proaktiv gefördert werden sollte. 

Solltet ihr Fragen zu dem Thema haben oder Euch dazu austauschen wollen, geht gerne auf Nathalie Wiegand von CoCo Finance zu.